Die “Gedanken für den Tag” in der gleichnamigen Ö1-Sendereihe formuliert vom 31. Juli bis zum 5. August der Rektor der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik, Mag. Roland Streiner und bringt seine Überlegungen zur “Wirkung der Musik” zum Ausdruck. Die Beiträge können eine Woche online abgerufen werden.

Hier der Volltext der Startfolge vom 31. Juli zur “Kraft der Musik”:

“Das kann ich einfach nicht in Worte fassen.“ Ein Satz, der sicher nicht nur mir schon über die Lippen gekommen ist. Er ist fast schon eine Metapher für Momente, in denen man Empfindungen ausdrücken möchte, aber Worte dazu nicht ausreichen.

Ein Kommunikationsdilemma? Durchaus nicht, denn wir Menschen können ja sehr gut und schnell in andere Kommunikationsebenen wechseln. Faszinierend, wie viele Möglichkeiten uns dabei doch zur Verfügung stehen: Die verbale, die nonverbale Ebene und ja, – auch die künstlerische Ebene, insbesondere die der Musik.

Studien wie die des Instituts für Demoskopie in Allensbach bestätigen es auch wissenschaftlich: Musik hat eine starke psychisch-emotionale Wirkung auf uns. Musik wird auch als universelle Sprache der Gefühle bezeichnet. Spannend dabei ist für mich die Frage nach dem Ursprung dieser universellen Sprache der Gefühle.

Für Nikolaus Harnoncourt war Musik „ein Rätsel, ein unerklärbares Geschenk aus einer anderen Welt, eine Sprache des Unsagbaren, die aber manchen letzten Wahrheiten und geheimnisvollen Erlebnissen näherkommt als die Sprache der Worte“.

Ich bin überzeugt, dass der Ursprung von Musik kein Rätsel bleiben muss. Im biblischen Buch Hiob heißt es beispielsweise, dass Engel jubelten und „beifällig zu jauchzen begannen“, so auch eindrucksvoll vertont in der Schöpfung von Joseph Haydn. Ja, die Engel konnten es „einfach nicht in Worte fassen“, als sie Gottes Werke sahen und jubelten daher in der Sprache ihrer Gefühle, der Musik – so könnte man es verstehen. Das Harnoncourt´sche Rätsel wäre damit – für mich zumindest – gelöst.