Welche Fächer unterrichten Sie und was macht diese aus?
Ich unterrichte Viola (Bratsche) für MAK und IGP Studierende und für die Geigenstudenten der Universität, die zwei Semester lang das „grosse Schwester“ Instrument entdecken möchten. Die Bratsche ist für mich das akustische Bindeglied eines Streicherklangs.
Die Geiger können besonders gut brillieren, die Cellisten singen, die Kontrabassisten erden und wir können sie alle klanglich miteinander verschmelzen lassen. Mozart hat deshalb manchmal im Orchester Viola 1 und Viola 2 verwendet.
Viele Dirigenten sind sich dieser verbindenden Funktion bewusst und fördern einen kompakten Gruppenklang der Bratschen – dazu gibt es ein berühmt gewordenes Video „Viola, viola…“ von Celibidache.
Was macht das Unterrichten spannend?
Es gibt ganz unterschiedliche Aspekte, die die Einheit „Unterricht“ ausmachen. Es gibt den künstlerischen Teil, man erarbeitet also ein Stück unter dem ästhetischen Aspekt. Dabei versuche ich nicht nur meine eigene Interpretation einzubringen, sondern auch die anderer Künstler*innen, die in der Klasse durchdiskutiert werden.
Der künstlerische Teil ist aber abhängig vom technischen, d.h. der/die Student*in muss sich parallel auch klar definierte Spielarten aneignen und zwar je nach Epoche Barock-Klassik-Romantik und Neue Musik. Diese beiden Teile sind dann stark abhängig von der physischen und von der psychischen Verfassung der Student*innen. Ich bin ein „Muskel-Freak“, meine Studenten werden jetzt schmunzeln.
Mein Credo ist, dass man besonders auf der Bratsche auf jede unnötige Verspannung achten muss, da beim Spielen dieser die Wahrscheinlichkeit an Muskelerkrankungen zu leiden, potenziell höher ist als bei anderen Instrumenten. Das alles versuche ich in meiner Klasse zu beachten und dabei die Studenten untereinander zu verbinden, ob in gemeinsamen Intonations- und Technikklassen, in der Vorbereitung auf Wettbewerben als Gruppe oder einfach bei einem „Diskussions-Eis“ im Park vor der Uni.
Was mögen Sie an Klagenfurt? Warum sollte man hier studieren?
Man findet sich schnell untereinander. Die Uni ist klein und gut ausgestattet. Es herrscht ein Geist von „wir packen’s“ an jeder Ecke, einerseits, weil die Universität so jung ist und sich in vielem überhaupt noch definieren muss, andererseits, weil in einem so kleinen Haus jeder irgendwo anpacken muss. Dadurch entsteht eine gewisse Frische und das Gefühl, dass man Dinge nach dem eigenen Bedürfnis noch gestalten kann. Hinzu kommt noch der Blick auf die Berge und der Sprung in den See nach einem vollen Tag Unterricht.
Warum haben Sie sich für Ihr Instrument entschieden?
Nach dem Umzug von Iasi nach Bukarest sollte ich eine Aufnahmeprüfung bestehen, um in der Hauptstadt weiter auf die Spezial-Musikschule (ein Gesamtkonzept nach sowjetischem Modell) in die Geigenklasse gehen zu dürfen. Ich war 10 Jahre alt und schon 1,70m groß. Ein Bratschenlehrer, der in der Prüfung ebenfalls saß, lief meiner Mutter auf dem Flur nach, sagte zwar ich wäre aufgenommen flehte sie aber an, mich in die Bratschenklasse zu geben.
Er hatte keine Ahnung welchen Gefallen er mir da tat, denn ich konnte den Klang der E-Saite noch nie gut vertragen und mit 7 Jahren hatte ich schon auf der ganzen Geige gespielt und fühlte mich inzwischen physisch eingeengt. Später erst (nach einer Liebäugelei mit der Oboe und dem Gesang) kam hinzu, dass ich einsah, wie sehr mir der Charakter der Bratsche lag, Klangfarbe, Klanggestaltung, Rolle, Korpuslänge und vor allem die Wärme des Klangs.
Welche Station(en) in Ihrem Werdegang hat(haben) Sie fachlich am meisten geprägt?
Im Prinzip alle. Man kann aus allem lernen. Unser Beruf ist hart und hat mit Selbstkenntnis, Selbstbeherrschung, Disziplin und Erziehung der eigenen Ästhetik zu tun. Natürlich habe ich Glück gehabt und Abbado jahrelang im Gustav-Mahler Jugendorchester , bei den Berliner Philharmoniker oder in Luzern erlebt. Dazu kommt Boulez, Osawa, Haitink und viele andere Dirigenten. Ich war eine der ersten Frauen als Aushilfe bei den Wiener Philharmonikern (ja…ja…es ist noch nicht so lange her…).
Ich habe große Wettbewerbe gewonnen und gab Konzerte mit herrlichen Musikern, von denen ich bis heute noch lernen kann. Ich arbeite viel mit zeitgenössischen Komponisten zusammen, die mich anspornen meine Technik immer noch zu erweitern. Ich forsche, ich verlege und ich spiele im Minguet Quartett. Vor allem bin ich überzeugt, dass das Lernen nie aufhört.
Was macht die GMPU Ihrer Meinung nach aus?
Es ist wie ein neugeborenes Kind. Es ist die Zukunft.