Vielseitig. Wenn dieser Begriff auf jemanden zugeschnitten ist, dann auf Katrin Ciulian. Die Musikerin, Schauspielerin und Unternehmerin begleitet die GMPU durch den Leitbildprozess.

Sie wurde in Freiburg geboren, hat in Hamburg und Lübeck Blockflöte, Opern- und Konzertgesang studiert. Durch Zufall wurde Katrin Ciulian zu einem Casting für eine Werbe-Sitcom eingeladen und engagiert. Das entzündete ihr Interesse an einer Schauspielausbildung, die sie bis nach New York führte. Zurück in Europa gründete sie Deutschlands zweite Filmschauspielschule.

Mit diesem breiten Erfahrungshintergrund und Ausbildungen in den Bereichen Coaching und Kulturmanagement berät sie heute Organisationen in Positionierungs- und Leitbildprojekten. Wir haben sie zum Interview gebeten.

Warum benötigen Organisationen ein Leitbild?
Ich bin der Überzeugung, dass es notwendig ist, in größeren Dimensionen zu denken, weil es dann „den Leitstern am Horizont“ gibt. Der strahlt dann auf die Organisation und auf die Menschen – in guten wie in schlechten Zeiten – und gibt die notwendige Orientierung. Sobald die Vision stimmt und die Wörter ihre richtige Bedeutung bekommen, fällt das Herunterbrechen in Strategien und operativen Schritte viel einfacher und die Resultate sind nachvollziehbarer. So einen „Leitstern“ sollte man so alle 5 Jahre hinterfragen.

Wenn man umgekehrt an den Prozess herangeht, also von geplanten Maßnahmen, vorhandenen Ressourcen oder finanziellen Einschränkungen, dann wird Kreativität im Keim erstickt. Ich finde das schade, denn dadurch geht auch viel Motivation der Mitarbeiter*innen verloren.

Ist es in einem künstlerisch-kreativen Umfeld, wie an der GMPU, aus Ihrer Sicht schwieriger einen solchen gemeinsamen „Leitstern“ zu akzeptieren?
Ja, das hat anfänglich schon ein wenig angedeutet. Allerdings, durch die von mir angewandte „Walt-Disney-Methode“, darf in der ersten Phase geträumt werden, sollen Visionen frei und ohne Grenzen entwickelt werden. Den „Kritiker“ und den „Realisten“ (die Protagonisten der nächsten Schritte, Anm.) schicken wir bis Herbst auf Urlaub, die haben dann ihre Funktion. 

Wenn jede und jeder die Freiheit hat, seine bzw. ihre Träume äußern zu können, dann ist auch die Kompromissbereitschaft höher, als wenn man ständig das Gefühl hat, auch noch etwas sagen zu wollen. Es wird ein Kompromiss am Ende notwendig sein und es wird sich auch nicht jeder zu 100 Prozent mit dem Leitbild identifizieren können. Aber es sollte doch eine deutliche Mehrheit dahinterstehen.

Wie verbindlich kann ein Leitbild sein, gerade wenn es ganz viele unterschiedliche Bilder der GMPU in den Köpfen von Lehrenden, Studierenden und Beschäftigten gibt?
Ich bin überzeugt, das ist möglich, wenn man den Freiraum lässt und der Kreativität ein Forum bietet. Ich betrachte das Ganze als Reise. Wir haben ein Ziel, das ist ein Leitbild. Der Weg dorthin ist noch offen und die lasse ich auch bewusst offen. Ich arbeite da nicht nach einer strikten Methode, sondern passe meine Tools der Situation an. Das ist auch mein USP.

Damit ein Leitbild gelebt wird, versuche ich die Leute persönlich abzuholen. Wir haben mittlerweile ungefähr 25 Menschen im Projekt, die die GMPU in ihrer Vielfalt repräsentieren. Das ist eine gute Voraussetzung für ein Leitbild, damit die verschiedenen Meinungen widergespiegelt werden. Der Input und die Mitarbeit aller Teilnehmenden waren bisher großartig und es scheint viel Potential zu geben! 

Welche Etappen hat der Leitbildprozess?
Der Prozess ist als kreativer, interaktiver, konstruktiver und kreativer Dialog auf Augenhöhe angelegt – ich arbeite mit einem Mix aus Business- und Creative-Tools, die ich immer anpasse. Es soll zunächst die Vision herausgearbeitet werden, also die Antwort auf die Frage „Wohin gehen wir“? Dann geht es um die Mission – „Warum gerade wir?“ – den Purpose – das Warum – und schließlich um Werte und Alleinstellungsmerkmale.

Welchen Nutzen erwartet sich die GMPU aus dem Leitbildprozess?
Es soll dadurch mehr Klarheit, mehr Struktur geben und damit auch die Organisation von vielen Vorgängen erleichtert werden. Da geht es auch um konkrete operative Dinge, die dann eindeutiger formuliert werden können.

Was kann aus Ihrer Sicht der USP der GMPU werden?
Ehrlich gesagt mache ich mir darüber noch keine Gedanken, weil ich ja selber offen bleiben möchte. Mein Bonus ist ja, dass ich als Externe dazustoße und nicht durch zu viel Vorwissen voreingenommen bin. Diese Freiheit möchte ich mir behalten.

Wie viel Zeit steht für den Leitbildprozess zur Verfügung?
Der zeitliche Rahmen ist sehr ambitioniert – von Mai bis November, wobei man die Monate Juli und August fast vollständig ausklammern muss. Aber ich bin überzeugt, wir werden das schaffen.